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Artikel über die OSPIG als Hersteller im Weserkurier
Bremer Jeans-Hersteller setzt auf mehr Nachhaltigkeit
Fast jeder hat in seinem Kleiderschrank etwas von Ospig aus Arsten liegen. In seinem Werk in Vietnam setzt der Textilhersteller auf mehr Nachhaltigkeit — und davon profitieren die Mitarbeiter.
Im Ospig-Werk in Vietnam sind Arbeiterinnen damit beschäftigt, den Hosen von Hand eine gebrauchte Optik zu verpassen. Hier arbeiten fast 1200 Menschen. Für den Bau der Fabrik hatte der Bremer Textilhersteller einen Millionenkredit von der DEG erhalten. Die Bank fördert und investiert in nachhaltige Projekte. (DEG)
Wohin auf der Welt die Reise auch geht, eine Jeans des Bremer Textilunternehmens Ospig ist meist schon da – entweder, weil sie in irgendeiner Shopping-Meile im Laden zum Verkauf liegt, oder weil Ospig in dem Land ein Werk hat und die Hosen dort herstellt. Bei den Jeans handelt es sich um namhafte Marken im mittleren bis höheren Preissegment. Die Wahrscheinlichkeit, dass jeder Bremer eine Textilie der Firma im Kleiderschrank hat, ist also recht groß.
Damit ist das Unternehmen ein sogenannter Hidden Champion, ein versteckter Champion also, der in seiner Branche mit zur Spitze gehört. In Europa gehört es zu den Top 100. Versteckt passt bei Ospig aber auch im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wer die Firma im Industriegebiet von Bremen-Arsten zum ersten Mal besuchen will oder dort in den Outlet-Shop möchte, der muss schon etwas herumkurven, bis er sie gefunden hat.
Nur ein dezenter Schriftzug über dem Eingang zur Unternehmenszentrale weist auf Ospig hin. Zum Glück gibt es da aber doch ab dem Autobahnzubringer Arsten dezente Schilder, die den Weg zum Unternehmen weisen. Darauf steht entweder “Racing Horse” oder “Paddock’s”.
Alles aus einer Hand
Gerade bei letzterem Namen dürfte es einigen Kunden schon dämmern. Denn das ist die „Jeans mit dem Hufeisen“. Im Jahre 1973 hatten die Firmeninhaber Hans-Hermann Ahlers und Peter Jasching die Idee zu der Marke. Eine damals sehr wichtige Weichenstellung, ebenso wie der Entschluss, in Vietnam ein eigenes Werk zu bauen.
Eine Entscheidung, von der die Firma noch heute in hohem Maße profitiert, sagt Neele Ahlers, die im Unternehmen als Prokuristin tätig ist. Seitdem kommt bei Ospig bei den eigenen Marken von der Kreation über die Herstellung bis zur Lagerhaltung alles aus einer Hand. Ospig-Geschäftsführer Thomas Köning erläutert: „Die großen Markenhersteller haben heute in der Regel keine eigene Produktion mehr und lassen in Fremdbetrieben nähen.“
Das passiert auch oft bei Ospig. Welche Marken das genau sind, darüber herrscht Stillschweigen. Das ist ungeschriebenes Gesetz. Es wäre zu vergleichen mit Markenherstellern im Lebensmittelhandel, die nicht verraten, ob sie zugleich für die Eigenmarken der Lebensmitteldiscounter produzieren.
Branche ist knallhart
Bei Ospig geht es alles andere als um Discount – und das in einer knallharten Branche, die vor allem vom Preis getrieben ist. „Was wir bieten, ist Zuverlässigkeit“, so Köning. Und das Unternehmen investiere in Nachhaltigkeit. Dieses „Zauberwort“ gewinnt in der Branche an Bedeutung, spätestens seitdem eine Fabrik in Bangladesch einstürzte und mehr als 1200 Menschen ums Leben kamen.
Auch für die Bremer sind die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt ein wichtiger Faktor bei der Produktion, die sie in Vietnam aufgezogen haben. „Das Wasser, mit dem wir die Jeans waschen, wird anschließend aufwendig in einer eigenen Kläranlage gereinigt und anschließend sogar zu Teilen wiederverwendet“, erläutert Köning. So will Ospig langfristig die gestiegenen Anforderungen an das Thema Nachhaltigkeit als Best-Practice-Akteur erfüllen.
Wenn bei Ospig eine Jeans gefärbt wird oder eine bestimmte Waschung erhält, kommen in eine Waschmaschine bis zu 200 Hosen auf einmal. Für bestimmte Waschgänge mit Used-Optik werden unter anderem natürliche Bimssteine verwendet. „Deshalb sind in neuen Jeans in den Hosentaschen manchmal kleine Rückstände von den Steinen zu finden“ erklärt Köning. Für die Gebraucht-Optik wird bei Bedarf noch einmal manuell nachgeschliffen. „Dabei tragen die Mitarbeiter natürlich Mundschutz“, sagt Köning.
Statiker für Vietnam-Werk aus Bremen
Für den Bau des Werks vertraute der Ospig-Geschäftsführer auf deutsches Expertenwissen: „Die Statik wurde von einem Bremer Ingenieur geplant. Da wurde auch genau gesagt, wie viel Stahl wo in den Beton hineinkommt. Zum einen war der auch vor Ort, zum anderen konnte er per Webcam die Bautätigkeit verfolgen.“
Finanziert wurde dies mit einem langfristigen Kredit in Millionenhöhe. Dieser stammte von der DEG, der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft in Köln, einer Tochter der KfW-Bankengruppe. Die DEG finanziert Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungsländern.
Nachhaltigkeit spielt dabei eine besondere Rolle. Seit Dezember 2015 arbeiten in dem Werk 1200 Menschen, zumeist Frauen. Für sie gibt es eine ärztliche Versorgung und eine Kinderbetreuung. Es gibt Essenseinrichtungen und außerdem einen Bustransport für die Arbeiterinnen. Ospig zahlt ihnen pro Monat einen Lohn von umgerechnet 300 US-Dollar. Das sind knapp 274 Euro. Der Durchschnittslohn in Vietnam liegt dagegen bei etwa 185 US-Dollar, was 164 Euro entspricht. Werke hat Ospig unter anderem in China und in Tunesien.
Warennachschub innerhalb von 24 Stunden
Und wie lange braucht es bei Ospig an Zeit, angefangen von der Kreation bis das fertige Kleidungsstück dann im Laden liegt? Köning: „Oh, das ist eine Frage, die in unserer Branche sehr oft gestellt wird. Wir benötigen dafür vier bis sechs Wochen, wenn es schnell gehen muss. Gerade für die eiligen Liefertermine haben wir unser eigenes Werk in Tunesien.“ Verglichen mit China oder eben Vietnam braucht die Ware wesentlich weniger Zeit für den Transport.
Für Warennachschub kann Ospig innerhalb von 24 Stunden sorgen. „Dafür haben wir unsere Lager, verteilt auf mehrere Hallen, in Arsten“, sagt der Geschäftsführer. Mit dieser Lagerhaltung spielen sie aber gleichzeitig auch Orakel. Denn sie überlegen bereits im Voraus, welche Hose und welche Jacke besonders gefragt sein werden. Entsprechend werden diese Modelle dann in ausreichender Menge vorgehalten.
Für die Zukunft will das Unternehmen das Internet im Bereich „Business to business“ ausbauen. Darauf sollen dann die Ladenketten zugreifen können, um noch schneller zu bestellen. Die Produktion ist das eine, die Marke das andere. Daran will Ospig in Zukunft weiter feilen. Das betrifft auch die eigene Outdoor-Marke Redpoint. Sie ist vorrangig eine europäische Marke, wird aber auch in einigen anderen Ländern der Welt vermarktet. Aber gerade bei Kleidung gegen das Schmuddelwetter dürfte Ospig auf jeden Fall wissen, was die können muss. Da ist Bremen als Unternehmenssitz fast schon ein Standortvorteil.
Quelle: Weserkurier: Ausgabe 13.Juni 2017
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